Levada Fajã do Rodrigues (PR16)


Von Sao Vicente nach Sao Vicente
calendar_today 14. März 2025
timer 04:00 arrow_range 16,03 speed 3,70 north_east 472 south_east 472

Zu meiner Freude wurden die Wege wieder freigegeben und das Wetter für heute soll trocken sein. Optimistisch buche ich mir mein Ticket für den PR16. Zwar scheint das niemand zu kontrollieren aber die drei € sollten schon drin sein. Es heißt es sei eine der, wenn nicht gar die, schönste Levada Wanderung.

Bis Mittags regnet es allerdings einfach so weiter, bis es irgendwann ein Erbarmen gibt und die Sonne durchbricht.

So kann ich um eins rum doch noch trockenen Fußes aufbrechen. Es geht zunächst steil auf 700hm hinauf während der Levadaweg dann quasi ohne Höhendifferenzen verläuft.
Auch ohne Gepäck merke ich zwar die Waden, dennoch fliegt es sich geradezu hinauf.

Oben der Schock. Der Weg ist mit Flatterband abgesperrt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass nur ein Erdrutsch gesichert worden ist und man die Stelle auf der anderen Seite passieren kann.

In etwas Entfernung sehe ich eine Frau, die mir dann zuruft ob ich einen Hund dabei hätte.
Sie spaziert dort mir ihrer Katze und diese habe größte Angst vor Hunden. Ich verneine und sehe die die Katze noch davon flitzen. Auch Menschen möge sie nicht sonderlich und sie sei vermutlich nach Hause geflohen erklärt mir die Besitzerin daraufhin. Eigentlich sei auf dem Weg auch selten jemand unterwegs.

Plötzlich stehe ich vor einem, durch die starken Regenfälle, respektablen Gebirgsbach. Wie ich jetzt erst feststelle führt Komoot das ganze sogar als Bachquerung,
Da ist schon ganz schön Zug drin und flach ist es auch nicht gerade. An anderer Stelle sieht es nicht besser aus und so taste ihr mich auf den großen Steinen vor.
Ein großer Satz ans andere Ufer scheint von dort möglich aber doch riskant. Der nächste erreichbare Stein wird fast bis oben hin umspült. Um ihn zu erreichen muss man das Gewicht schon so weit verlagern, dass man im Wasser landen würde sollte er nachgeben oder man abrutschen.
Es ist mir nicht geheuer und so mache ich kehrt.
Doch was tun? Den steilen Pfad hinunter will ich eigentlich auch nicht und für den PR16 hab ich ja schließlich schon bezahlt!!
In Ermangelung an Optionen fasse ich mir ein Herz und wage den Dreisprung.
Im Nachhinein betrachtet hätte ich da wohl besser noch nach weiter Alternativen schauen sollen.
(Auf dem Bild sieht es deutlich schmaler und viel ruhiger aus als es tatsächlich war.)

So komme ich dann beim PR16 an. Hier sind dann doch ein paar mehr Wanderer unterwegs. Die meisten befinden sich aber schon auf dem Rückweg. Der Weg neben der Levada ist teilweise ebenfalls mit Wasser gefüllt oder unheimlich schlammig. Dementsprechend wird auf der Betonbrüstung balanciert.

Es zeigen sich eine Vielzahl an Wasserfällen unterschiedlichster Art.
Mal geht man hinter, mal vor und manchmal auch auch durch sie durch.
Dazu gibt es eine fast schon Dschungelartige Vegetation.
Als Bonbon oben drauf dann immer wieder freier Blick ins Tal auf Sao Vicente.
Auch ein paar Fische zeigen sich.
Zum Ende erwarteten einen noch drei Tunnel, von denen der letzte gut einen Kilometer lang ist.
Den meisten Platz wurde dem Wasser eingeräumt und so ist der Weg zumeist äußerst knapp bemessen. Auch bei der Höhe hat man keine Rücksicht genommen und so muss ich zumeist gebückt gehen.
Mehr als einmal soll ich mir den Schädel stoßen.
Die permanente Angst ins Wasser zu "fallen", komplett alleine tief im Gestein zu sein und ein gewisser Orientierungsverlust machen das zu einem eigenartigen Gefühl. Man sieht zwar eigentlich von Anfang an ein Licht am Ende aber das bleibt einfach relativ konstant gleich.
Das manövrieren bei Gegenverkehr bleibt mir zum Glück erspart.

Da wieder eine Gewässerquerung von Nöten gewesen wäre gehe ich den Weg nicht komplett bis zum Ende und spare mir die letzten paar Meter.

Beim Rückweg durch den langen Tunnel schaue ich auf die Uhr und es sind tatsächlich gute 20 Minuten.
Kleiner Schocker noch zwischendrin, als meine Stirnlampe ausging und ich im zappen dusteren stand. Funktionierte dann aber wieder tadellos.

Nun geht es die Hänge von Sao Vicente hinab. Hier steht ein manchmal wilder Mix an Bruchbuden, Nobelhütten und Lost Places teilweise direkt nebeneinander.

Im Restaurant Labrador angelangt, finde ich noch ein Plätzchen. Super schick mir einer wahnsinns Aussicht. Es gibt Sirloin-Steak mit leckerer Pfeffer Sauce. Dazu Pommes und etwas Gemüse. Zudem leicht knusprig gebackenes Brot mit Knoblauch Butter. Abgerundet durch Bolo de Mel da Madeira mit Eis. Rundum empfehlenswert.

Als ich unter der Dusche stehe wird es plötzlich duster. Erster Gedanke jemand hat das Licht ausgemacht aber auf meine Rufe regt sich nichts.
In der kompletten Dunkelheit das Handtuch gesucht und auf den Flur begeben. Niemand da.
Doch dann kommen meine neuen Nachbarn die Treppe hinauf und ich erkläre ihnen die Situation.
Sie schauen bei den Sicherungskästen und warum auch immer hatte es die zentrale Sicherung rausgehauen. Etwas argwöhnisch dusche ich schnell zu Ende und hüpfe ins Bett.




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